Unter Social Shopping oder Social Commerce versteht man die Möglichkeit, Produkte direkt über ein soziales Netzwerk kaufen zu können. Dabei spielt auch immer die Interaktion in den sozialen Medien mit virtuellen Freunden, Fans, Followern, Influencern und Marken eine Rolle.
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Den Trend hin zum Social Shopping haben Entwickler bereits im Jahr 2005 erkannt. Zu dieser Zeit ging die heute kaum mehr bekannte Yahoo! Shopping Community Shoposphere als Beta-Version an den Start. Yahoo! bot seinen Nutzern damals einen Ort, an dem sie angesagte und interessante Produkte entdecken können. Die Yahoo! Shopping Community konnte anderen Nutzern Kauf-Empfehlungen geben, indem sie Produkte von Yahoo! Shopping thematisch in sogenannten Pick-Listen zusammenfassten. Diese Listen konnten bewertet werden und wurden als Stream anderen Nutzern angezeigt. Da laufend neue Listen generiert und angezeigt wurden, konnten User auf unterhaltsame Weise neue Produkte und Trends entdecken.
Shoposphere war damit neben den vielleicht eher bekannten Amazon Wunschlisten ein Vorreiter für das heutige Instant Shopping1. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis wir gewünschte Produkte direkt über den News-Feed erwerben können, wie es bei Instagram Shopping der Fall ist, doch das Prinzip war schon ganz ähnlich.
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1. Instagram Shopping
Instagram hat mittlerweile fast 1,9 Milliarden aktive Nutzer weltweit. Neben der Möglichkeit Instagram Werbeanzeigen zu schalten, bietet das beliebte Netzwerk seit 2017 auch Social Shopping an. Seit 2018 ist Instagram Shopping auch in Deutschland verfügbar. Dabei können in einem Post bis zu fünf Produkte auf Fotos, in Videos und in Stories markiert werden. Diese Bilder verfügen dann über ein kleines Einkaufstaschen-Symbol mit dem Hinweis „Produkt ansehen“. Wenn Nutzer auf den Beitrag tippen, sehen sie eine kurze Beschreibung zum Produkt sowie den Preis. Mit einem weiteren Fingertipp gelangt man auf eine kleine Landingpage mit ausführlicheren Infos zum Produkt. Weiterhin kann man das Produkt in seiner persönlichen Wunschliste abspeichern oder über einen Link zur Händlerseite bzw. zum Produkt im Onlineshop gelangen und es dort kaufen. Für Instagram Shopping ist ein Facebook Shop sowie ein Instagram Unternehmensprofil Voraussetzung. (Mehr dazu unter 3. Facebook Shopping). Laut Instagram ist in den USA derzeit bereits eine native Checkout-Funktion in einer geschlossenen Beta-Version verfügbar. Das bedeutet, dass Kaufabschlüsse bald direkt über Instagram durchgeführt werden können. Weitere Informationen finden Sie bei Instagram Business. Eine weitere Neuerung, die sich derzeit noch in der Beta-Phase befindet ist die, dass Nutzer inspirierende Looks von ihren Lieblings-Creators2 bald noch einfacher direkt auf Instagram shoppen können.
Insta-Facts
• 80 Prozent der Konten auf Instagram folgen einem Unternehmen. (Interne Instagram-Daten, März 2017)
• Mehr als 500 Millionen Instagram-Konten weltweit werden jeden Tag aktiv genutzt. (Interne Instagram-Daten, September 2017)
• Mehr als 1 Milliarde Instagram-Konten weltweit werden jeden Monat aktiv genutzt. (Interne Instagram-Daten, Juni 2018)
• 36 % der befragten Instagrammer in den USA sagen, dass sie leidenschaftlich gerne shoppen und Einkaufen als ihr Hobby betrachten. (Interne Instagram-Daten, Juli 2018)
• Mehr als 500 Millionen Nutzer Konten nutzen jeden Tag Instagram Stories. (Interne Instagram-Daten, Januar 2019)
• 130 Millionen Nutzer auf Instagram tippen jeden Monat einen Shopping-Beitrag an, um mehr über die beworbenen Produkte zu erfahren. (Interne Instagram-Daten, März 2019)
Quelle: facebook business
2. Influencer Marketing
Neben dem aktiv von dem Netzwerk selbst eingeführten Social Shopping hat sich unter den Usern das Prinzip des Empfehlungsmarketings durchgesetzt. Beim sogenannten Influencer Marketing geben Nutzer Empfehlungen für Produkte und/oder Dienstleistungen ab, die sie selbst benutzen und lieben oder für deren Nutzung und Vermarktung sie von den Herstellern bezahlt werden. Eine große Rolle spielt dabei die Beliebtheit des Influencers. Denn Beliebtheit bedeutet Reichweite. Und diese Reichweite ist natürlich interessant für Marken und Unternehmen. Influencer bedeutet übersetzt „Beeinflusser“ und genau darin besteht ihre Haupttätigkeit. Sie „beeinflussen“ ihre Fans oder Follower, indem sie ihren Lifestyle in den digitalen Medien in Szene setzen und mit ihren Followern interagieren. Dies kann beispielsweise auf Instagram, Snapchat, TikTok, YouTube, Twitter oder auch auf dem eigenen Blog stattfinden. Von dem Medium facebook haben sich vor allem jüngere Influencer inzwischen zurückgezogen.
Die Themen, welche Influencer bedienen, drehen sich meist um Fitness, Food, Mode, Kosmetik, Lifestyle und Reisen. Aber auch Themen wie Finanzen und Vermögensbildung finden großen Anklang in der Fangemeinde. Unter den Influencern gibt es inzwischen auch echte Instagram-Stars. Angesagte Influencer wie Dagi Bee kommen bei Instagram auf 5,6 Mio. Abonnenten. Die 25-jährige Bianca Heinicke alias Bibis Beauty Palace auf 6,4 Mio. Und dann gibt es noch absolute Top-Stars aus den USA, wie Kylie Jenner, die über 145 Mio. Abonnenten auf ihrem Account versammelt. Neben diesen Mega-Influencern gibt es aber auch Influencer, die für kleinere Marken-Kooperationen und dementsprechend auch für kleinere Budgets zur Verfügung stehen. Macro-Influencer zählen bis zu 100.000 Fans, Micro-Influencer bis zu 10.000 Fans. Nano-Influencer hingegen erreichen bis zu 1000 Fans mit ihrem Content und sind daher für Unternehmen interessant, die ein eher niedriges Budget einsetzen möchten.
„Schwache Marken machen Kundenwerbung, für starke Marken machen Kunden Werbung.“
– Karsten Kilian –
Wie funktioniert das „Influencing“? Das Prinzip basiert auf dem Empfehlungsmarketing: Der Influencer stellt auf seinem Kanal ein Produkt vor, während er es trägt bzw. benutzt. Das kann beispielsweise ein Lippenstift einer Kosmetikfirma sein. Für die Präsentation auf seinem Kanal erhält er/sie das Produkt entweder kostenlos zur Verfügung gestellt oder erhält eine entsprechende Bezahlung. Die Präsentation muss natürlich überzeugend sein und darstellen, dass der Influencer das Produkt auch tatsächlich im Alltag verwendet. Daher werden meist Fotos oder Videos erstellt und in sogenannten Instagram Stories gepostet, die das Produkt im Alltag integriert zeigen. Mittels der Story-Funktion kann der Influencer noch mehr Menschen erreichen, ebenso mit der Verwendung sogenannter Hashtags. Diese dienen dazu, Nachrichten auffindbar zu machen, so könnte hier beispielsweise neben weiteren Hashtags der Tag #lipstick verwendet werden. Ziel einer Influencer-Kampagne ist dabei, soviel positive Interaktion und Reichweite wie möglich zu erzeugen in Form von Likes, Kommentaren oder dem Teilen des Beitrags.
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2. Facebook Shopping
Der Facebook-Shop ist bereits seit 2016 für Facebook-Seiten verfügbar. Mit diesem Tool können Produkte auf Facebook präsentiert und verkauft werden. Die Einrichtung an sich ist recht einfach. Es muss lediglich die Seitenvorlage in eine Shopping-Vorlage umgeändert werden und schon besteht die Möglichkeit, Produkte in den Shop einzupflegen. Ein direkter Kaufabschluss ist auf Facebook momentan noch nicht möglich. Aktuell kann der Käufer das Produkt teilen, speichern oder über die Website des Anbieters kaufen. Wie in Punkt 1 beschrieben ist ein Facebook Shop Voraussetzung für Instagram Shopping. Die weiteren Vorteile eines Facebook Shops liegen darin, dass er eine kostenlose Plattform für die Präsentation Ihrer Produkte darstellt und zudem von Facebook beim Verkauf keine Provision erhoben wird. Da die Einrichtung sehr einfach ist, ist es auch für Social-Media Neulinge machbar, einen Facebook Shop selbst einzurichten. Allerdings eignet sich ein Facebook Shop nur für kleine Produktkataloge, da alle Produkte manuell angelegt werden müssen. Schnittstellen zu WaWi oder ERP-Systemen gibt es nicht.
© Pinterest Business/Beispiel für Promoted Pins
3. Pinterest Shopping
Seit März 2019 sind auf der Plattform Pinterest PinAds verfügbar. Lesen Sie dazu auch unseren ausführlichen Beitrag Pinterest Marketing – Chancen für Unternehmen im E-Commerce.
Folgende Werbeformen gibt es:
- Promoted Pins
- Promoted Video Pins
- Promoted App-Pins
- Promoted Carousels
Quelle: Pinterest Business/Beispiel für Promoted Pins
Dank vielfältiger Targeting-Möglichkeiten können PinAds an eine zuvor speziell eingegrenzte Zielgruppe ausgesteuert und mittels Remarketing erneut angesprochen werden. Wie bei Instagram ist es bei Pinterest ebenfalls möglich, Produkte zum Kaufabschlus im Onlineshop zu verlinken. Einkaufsanzeigen sind mit einem speziellen Preisschild gekennzeichnet und verwenden das Product Pin Format. Produkt-Pins enthalten Echtzeit-Preisinformationen, Verfügbarkeit und eine Produktbeschreibung. Wenn sich jemand entscheidet, das Produkt zu kaufen, klickt er auf die Anzeige, um die Transaktion auf Ihrer Website oder Ihrem Geschäft abzuschließen. Ebenfalls verfügbar sind sogenannte „Shop the Look“ Anzeigen. Bei dieser Anzeigenform sind die Produkte auf dem Bild jeweils einzeln mit weißen Punkten versehen. Wenn der Nutzer auf die Punkte tippt, kann er die Teile einzeln über den Händlershop einkaufen. Um Pinterest Shopping zu nutzen, ist es notwendig, den bestehenden Account in einen Business Account umzuwandeln.
80% der Pinners haben bereits einen Kauf getätigt, basierend auf Inhalten, die sie von Marken auf Pinterest gesehen haben.3
Fazit
Social Shopping bietet viel Potenzial und wir sind gespannt, welche Weiterentwicklungen in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden. Im Rahmen des modernen Marketings sind Strategien wie Content Marketing und Storytelling zur Königsdisziplin der Kommunikation aufgestiegen. Es zeichnet sich ab, dass sich Social Shopping als zusätzlicher Vertriebskanal durchsetzen wird. Dazu gehören auch Verkäufe während Livestream-Produkt-Demonstrationen. Über facebook und Instagram sind Live-Streams technisch ganz leicht umsetzbar. So manche Influencer präsentieren Ihrer Community während einer Live-Session ihre Lieblingsprodukte.
Möglicherweise werden sich die Grenzen zwischen Content und Shopping künftig auflösen, so dass sich die Stories nahtlos in das Shoppingerlebnis einfügen. In Zeiten von AdBlockern und einem Überfluss an Werbung auf allen Kanälen, ist es unerlässlich, dass Händler sich künftig noch stärker auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen. Das bedeutet, dass Sie Ihren Kunden genau den Content liefern sollten, der sie wirklich interessiert. Wir gehen davon aus, dass es längst nicht mehr ausreicht, einzig das Produkt zusammen mit den Vorteilen und einem ermäßigten Preis zu präsentieren. Mit reinen Werbeversprechen oder über Preisnachlässe lässt sich gerade die junge, sehr gut informierte Zielgruppe nicht mehr beeindrucken. Der Trend geht eindeutig in die Richtung, dass Nutzer emotional angesprochen und begeistert werden wollen und dann das Gefühl haben, aus Überzeugung eine Kaufentscheidung getroffen zu haben, die zu Ihrem individuellen Lebensstil passt. Und das obwohl oder gerade weil sie nach dem altbewährten Prinzip des Empfehlungsmarketing beim Kauf beeinflusst wurden.
Gerne beraten wir Sie in einem unverbindlichen Beratungsgespräch zum Thema Social Shopping, Storytelling und Content Marketing. Kontaktieren Sie uns unter +49 711 – 234 317-0 oder schreiben sie uns.
1Instant Shopping = engl. Verb instantly = sofort; Bed.: Der unmittelbare Kauf eines Produktes direkt aus einer Content-Umgebung heraus, z.B. der Kauf eines Produktes, das auf Instagram präsentiert wird und vom Kunden daraufhin im Onlineshop gekauft wird.
2Instagram Creator = engl.: to create = erschaffen; ein Instagram Creator ist also ein Schöpfer/Entwickler von Content. Gut zu wissen: Nach und nach schaltet Instagram nun sogenannte Creator Konten frei. Diese sind für Menschen gedacht, die Instagram nicht ganz privat nutzen, aber auch keine Unternehmen im klassischen Sinne sind.
3GfK, US, Pinterest Path to purchase study among weekly Pinners, Nov 2018